thalea_von_holdenburg

Thalea von Holdenburg

Filissa (rechts) und Thalea (links) im EinhornwaldDie Geschichte von Thalea beginnt reichlich unaufregend in einem Örtchen namens Holdenburg in Alt-Trutzburg. Ihre Eltern verdienten sich als Wirte ihren Unterhalt, der zwar nie üppig aber doch ausreichend ausfiel.

Als Kind saß Thalea am Abend ungewöhnlich lang in der Taverne der Eltern und lauschte den Geschichten der Reisenden. Sie versank in Gedanken und wünschte sich selbst hinein in die Abenteuer der anderen über Orks, Trolle, Schätze und Heldentaten. Als sie alt genug war, um in der Taverne ihrer Eltern aushelfen zu können, zeigte sich bald ein mangelndes Geschick im Umgang mit dem Tablett. Verschüttete Bierkrüge und herunterstürzende Teller versuchte sie stets mit Charme und lustigen Geschichten, die nie ihre eigenen waren, vergessen zu machen.

Nur Balderic half ihr hier und da aus der gähnenden Langeweile. Mit ihm war Thalea seit frühester Kindheit befreundet und mit ihm konnte sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Sie erfanden eigene Abenteuer, die sie unbedingt erleben wollten, sobald sie groß genug waren. Als es jedoch soweit war, fanden sich beide in einer unglücklichen Gegenwart: Balderic wollte nicht die Schmiede seines Vaters übernehmen, sondern lieber in einer großen Stadt Barbier werden, und Thalea wiederum wollte nicht noch mehr Bierkrüge umreißen. Sie sehnte sich nach eigenen Heldentaten. Bald kamen Balderic und Thalea auf die Idee, sich zu verloben. Die Eltern waren damit einverstanden und so wurde eine Mitgift zusammengetragen. Einen Tag vor der Hochzeit nahmen beide Reißaus und ließen die Langeweile in Holdenburg.

In der Stadt Siebentürme verprassten beide ihr Geld. Thalea für neue heldentaugliche Anziehsachen, Waffen und etwas Training, während Balderic seinen Traum, ein Barbier zu werden, verwirklichte. Als sich der Barbier Balderic auch noch in den Bader Balthasar verliebte – Thalea wunderte sich schon, warum Balderic ihr nie Avancen machte -, sah sie die Zeit gekommen, ganz allein in die Welt hinaus zu treten, um ein ruhmreiches Abenteuer zu finden.

Ihr erster Weg führte sie in das von Orks besetzte Nebelheim, um dort ein zurückgelassenes Ehepaar und ihre Bediensteten vor den vordringenden Ork zu beschützen. Als eine Begleiterin des heldischen Truppes von den Orks entführt wurde, ließ es sich Thalea nicht nehmen, um mit den Orks zu verhandeln. Zwar konnte das Mädchen durch Thaleas Ablenkungen fliehen, doch geriet Thalea selbt in einen Hinterhalt. So musste sie von den anderen Begleitern aus ihrer misslichen Lage befreit werden.
Herr Ulrich von Dobran verlieh nach Erreichen der Nebelheimer Grenze jedem wackeren Helden die Plakette Nebelheims. Auch Thalea konnte sich eine solche an die Brust heften.

Weiter sollte es nach Mythodea gehen. Dazu bedurfte es jedoch einer persönlichen Einladung Fürst Borwins. Dank der Nebelheimer Plakette sah Borwin in Thalea etwas Nützliches, ihn nach Mythodea bei seinen Erkundungen zu begleiten.
Mythodea faszinierte Thalea. So viele Helden, so viele Feinde. Dort war es schwer, aufzufallen. Allein bei der traurigen Elfe Alecto, die ihrer großen, aber unerfüllten Liebe Thaddäus von Friedland hinterher reiste, konnte Thalea Eindruck schinden und so fand sie in Alecto eine dankbare Zuhörerin.

Da Alecto das Kämpfen verabscheut, bemüht sie sich, Thalea geschickt an kämpferischen Auseinandersetzungen vorbeizusteuern. Thalea glaubt, ihr Ruf eile ihr voraus und die Feinde versteckten sich vor der Heldin.

Alecto erzählte von einer Taverne im Nebel, in der sie in früheren Zeiten so viel Spaß hatte und sogar verheiratet wurde. Diese Taverne musste näher beleuchtet werden. Doch statt dankbares Publikum für ihre Geschichten zu finden, plapperte sich Thalea um Kopf und Kragen, so dass sie schließlich gegen einen Steingolem antreten musste. Der Kampf hätte schnell und schmerzlos sein können, war er aber nicht, denn Thalea bemühte sich um Fersengeld, damit der Golem sie nicht erwischte. Die wenigen mutigen Momente, in denen sie sich dem Ding stellte, bezahlte sie mit schmerzenden Wunden. Fast tot wurde sie von einem Kobold gerettet, der die Gelegenheit nutze, Thalea etwas Selbsterkenntnis mittels Magie einzupflanzen, die sie dazu brachte, sich selbst so zu sehen, wie sie wirklich war: vieles aber keine Heldin. Thalea versank in Melancholie, die noch vom Spott des Barden und seinem Lied Thalea Hasenfuß genährt wurde.

Alecto jedoch wurde von Thaleas Schwermut von ihrem eigenen Leid abgelenkt und befähigte sie, sich ausnahmsweise um Thalea zu kümmern statt um ihr eigenes elfisches Leben. Immernoch das Spottlied Thalea Hasenfuß im Ohr zogen beide weiter.

Doch die Wälder waren sonderbar oder vielleicht haben sich beide auch nur verlaufen, denn nach einigen Monden trafen sie erneut auf diese ungewöhnliche Taverne.

Nachdem Roderich, der frühere Ehemann Alectos, diese um ein vertrauliches Gespräch bat, nutzte Thalea die Gelegenheit, ein bisschen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, die sie in der Schwermut so ernstlich vermisste, und las den Interessierten mit spöttischem Ton aus dem Tagebuch Alectos vor, nichtsahnend, dass diese gerade in einen Hinterhalt gelockt und ihrer Unsterblichkeit beraubt wurde.

Die schweren Schuldgefühle, Alectos Hilfeschreie nicht gehört zu haben, konnten nur mit Unmengen von Met bekämpft werden. Nachdem diese Maßnahme auch am nächsten Tag fortgeführt wurde, redete sich Thalea erfolgreich in den nächsten Schlamassel und fand sich in einem Duell mit einem Ork wieder, das sie auch glatt verlor.

Sofern Thalea nicht mit ihrer eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert wurde, bemerkte sie immer stärker, wie verzweifelt Alecto war. Die Angst, sie könnte sich etwas antun, trieb Thalea in die nahen Wälder, nachdem Alecto nicht wie vereinbart nach einem erneuten Treffen mit Thaddäus und den versammelten Hochadeligen von Siebenhafen in der Taverne einkehrte. Dort konnte Thalea ihre kleine Elfe gerade noch vom Freitod abhalten und sie in mit einem geselligen Abend bei Würfelspiel und Met ablenken.

Eines Tages kam Alecto, die sich in den letzten Monden immer mehr von Thalea entfernte, mit einer merkwürdigen Erklärung auf den Lippen und einem Kinde auf dem Arm den Weg zu Thalea. Da das kleine Mädchen Alecto so unglaublich gut tut, stimmte sie zu, es zusammen mit ihr großzuziehen. Doch diese ungewöhnliche Lebensgemeinschaft stand unter keinem guten Stern, denn eifrige Ordensritter entrissen das Kind den beiden und so mussten die üblichen Heldentaten erst einmal warten, ehe das Kind wieder herangeschafft wird.

Die Suche nach dem verlorenen Kind führte das Gespann in ein Land namens Verdonia. Thalea und Alecto wollten sich ein, zwei Tage der Ruhe gönnen und feierten so ausgelassen wie nur möglich in einer heimeligen Taverne. Für Thalea bedeutete das, sich gleich mit einem Zwergen anzulegen, wodurch sich ein Edelmann herausgefordert sah, die Ehre der Edeldame Thalea von Holdenburg in einem Duell mit jenem Zwerg zu verteidigen.

Am nächsten Morgen erblickten Thaleas schlaf- und weintrunkene Augen eine gespenstische Umgebung und während des gesamten Tages und des Tags darauf wurden alle Bewohner der Taverne von Geistern heimgesucht, die auch noch untereinander spinnefeind waren. Durch Spuk an die Taverne gebunden, geriet Thalea mit der Großfamilie der O'Gradys aneinander und landete niedergeschlagen auf dem kalten Tavernenboden. Zaghaft entwickelte sich eine Fehde.

Doch neben diesem Ereignis und stetem Spuk herrschte Langeweile. Alecto und Thalea erfanden zum Zeitvertreib das Würfelspiel Wahrheit oder Tat und erfreuten sich gegenseitig mit aberwitzigen Aufgaben und blamablen Wahrheiten.

Des Zwangs im Haus zu verweilen überdrüssig, löste Thalea schließlich das Rätsel um die Geistergestalten und versöhnte jene. Befreit und vollen Mutes machten sich Alecto und Thalea auf zurück nach Siebenhafen, das wichtigste rotistische Fest zu feiern.

Ausgerechnet Thaddäus, nun Herzog von Trutzburg, lud zum alljährlichen Sendfest in sein Haus, um auch gleich die Verlobung mit seiner Erwählten, Diana Konstanza von Grauforst zu feiern.

Thalea versuchte sich wirklich zu benehmen, scheiterte jedoch schon am ersten Abend ihrer Ankunft an der Einhaltung der Fastenzeit und berauschte sich mit Gewürzwein.

Zum ersten Eklat kam es, als Thalea vor allen anwesenden teils adeligen Gästen um Hilfe bei der Wiederfindung des verlorenen Kindes bat. Prompt zweifelte die Ordensmeisterin der Dämonentöter die Rechtmäßigkeit einer Herausgabe des Kindes an das ungewöhnliche Paar Alecto und Thalea an. Angestachelt durch die herablassende Art, wie sie behandelt wurde, konnte sich Thalea die eine und andere Spitze gegen die Ordensmeisterin Katharina und Thaddäus nicht verkneifen, ernte jedoch nur weiteren Hohn.

Am Tage des Sendfestes führte Thalea ihr lang geplantes Schauspiel Das erkaltete Herz auf. Dazu bat sie ausgerechnet die Verlobte Thaddäus, ihr bei der Aufführung zu helfen. Diese erkannte zu spät die Schmach, die Thalea ihr als auch ihrem Thaddäus zufügte, als in jenem Stück lästige Wahrheiten über die Liebesbeziehung von Alecto und Thadäus ans Licht der Öffentlichkeit gelangten. Innerlich triumphierend erkannte Thalea jedoch nicht die Schande, die sie zugleich Alecto mit den Offenbarungen bereitete.

Als Alecto nicht mehr mit Thalea reden wollte, meldete sie sich freiwillig zu einem spielerisch Duell. Für Außenstehende mag es ein gewöhnlicher Augenblick des Hochmuts gewesen sein, sich den deutlich besseren Gegnern zu stellen, doch für Thalea war es ein lichter Moment, sich die Strafe für ihre Boshaftigkeiten abzuholen, was die beiden Zerstrittenen schließlich versöhnte.

Nachdem Alecto und Thalea auch noch ausgerechnet auf dem Sendfest Wahrheit oder Tat spielten und durch weintrunkenes Benehmen auffielen, wollte bald keiner der Gäste etwas mit Thalea zu tun haben. Nachdem ein offenes Gespräch zwischen Thalea und Thaddäus diesen zu keinem Eingeständnis bewegen konnte, war die Wut Thaleas auf dem Höhepunkt und entlud sich ausgerechnet vor aller adeligen und geistlicher Augen in einer Maulschelle für den feigen Herzog.
Thalea, des Weglaufens müde, wartete noch am Ort der Tat und zu den Füßen des Herzogs auf ihre Strafe. Der Herzog verbannte sie für die Dauer von 10 Jahren aus dem Herzogtum Trutzburg, zugleich Thaleas Heimat, während Katharina eine Verbannung aus Dobran für den gleichen Zeitraum nachschob.

So verließen Thalea und Alecto Siebenhafen, um ins gefälligere Verdonia zurückzukehren.

Auf der Reise bemerkte Thalea eine schleichende Veränderung in Alecto. Eine sonderbare, boshafte Gleichgültigkeit war zu spüren…

Zurück in Verdonia trafen Thalea und Alecto auf eine junge Abenteurerin, die die üblichen beleidigenden Floskeln mit ebenso schmähenden Worten erwiderte. Thalea lief also ihrer Cousine Filissa Windeseil über den Weg.

Die Freude über das Wiedersehen wurde abrupt durch hinterhältige Angriffe durch die Familie O'Grady unterbrochen. Innerhalb weniger Augenblicke verübten sie zwei Versuche, Thalea zu ermorden. Der Gutmütigkeit anderer Reisender ist es zu verdanken, dass die an dem Strohhalm des Lebens klammernde Thalea nicht für immer die Augen schloss. Das junge Pflänzchen der Abneigung zwischen den O'Gradys und Thalea war nun zu einem stattlichen Baum unverhohlener Feindschaft herangewachsen. Seither werden die Zylinderträger nur noch aus sicherer Entfernung beschimpft.

Alecto wurde in diesen Tagen zunehmend von einer düsteren Macht heimgesucht. Immer bösartiger reagierte sie auf Fremde, die sie sonst willkommen hieß. Thalea konnte sie nur schwer in ihrer Welt halten.

Da nun auch Thalea wenig Heldenmut beweisen konnte, solange sie um Alecto bangen musste und sogar drohte, mit in den Abgrund von ewiger Tristesse, Trübsal und womöglich Teufelei hineinzurutschen, ließ Thalea ihre langjährige Gefährtin los, um zurück zu sich selbst zu finden.

Mit frischem Lebensmut ausgestattet machte sich Thalea mit Filissa auf den Weg zu neuen Abenteuern. Nicht lang sollte es an den Grenzen von Siebenhafen dauern, bis ihnen Helmut der Flinke begegnete. Irgendwie entfernt verwandt mit beiden ließ er sich darauf ein, endlich Siebenhafen zu verlassen, um ein richtiger Held zu werden. Angeschlossen haben sich noch Rupert, angehender Alchimist, und Gernot, fast ein Könner im Entschärfen von Fallen.

Zu fünft bereisten die Helden Siebenhafens die jüngst geöffnete Spiegelwelt nahe Mitraspera. Heldentaten wurden vollbracht, Freundschaften geschlossen.

Ein Jahr später, in diesem Sommer, war die Hilfe der Helden Siebenhafens erneut unabdingbar, weshalb sie sich, nun leider nur zu dritt, erneut dem Feldzug in die Spiegelwelt anschlossen, um gegen die Ratio zu kämpfen.

Kaum den vertrockneten Boden betretend fragte das Reich der Rosen nach tapferen Recken für eine schwierige Aufgabe. Die Gefahr nicht scheuend, schluckten Helmut, Filissa und Thalea je einen Wurm, der Magicas Magie aufspüren sollte, sofern ihm ein Wirtskörper zur Verfügung gestellt wird. Der Wurm im Körper der drei Helden fand zwar nicht Magicas Magie, jedoch befähigt er die drei, ein wenig von Magicas Kraft zu entwenden, um den Wirtskörper mit eben jener auszustatten.

Thalea entdeckte, dass ihre Schmähworte, sofern sie sie mit nötiger Konzentration aufsagt, den Gegner dazu zwingen, die Waffe fallen zu lassen. Bisher schafft der Wurm in ihr nur gerade soviel Kraft, um einmal am Tag dies zu vollbringen. Dazu ist der Wurm in Thalea noch besonders hungrig auf Äpfel. Wird er nicht einmal am Tag gefüttert, kann der Wurm Magicas Kraft nicht sammeln. Trotz der neuen Macht über die Waffe des Gegners bringt der Wurm einen weiteren Nachteil mit sich. Er verursacht in Thaleas Gedärm eine große Übelkeit bei magischen Barrieren.

Da viele Abenteuer in der Spiegelwelt bestritten wurden und Thalea große Heimweh spürt, fasste sie den Plan, Fürst Borwin höchstselbst um Begnadigung zu bitten und die Verbannung in Trutzburg und Dobran aufzuheben. Sie will Borwin überzeugen, dass eine taugliche Heldin nirgendwo mehr als in Siebenhafen selbst gebraucht wird. Aus diesem Grunde sammelt Thalea Heldenzertifikate, angefertigt von Zeugen ihrer Heldentaten. Sechs Briefe hat sie schon zusammen.

Da Helmut noch ein wenig Mut benötigt, schickten ihn Filissa und Thalea in eine Akademie für angehende Helden, die schon Thalea in der Stadt der Siebentürme besuchte. Besorgt durch einen Brief aus Filissas Heimat machten sie sich auf den Weg nach Einhornwald.

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