Dies ist die „Kurze Regel für den Alltag“ der Veitisten, die die eigentliche Regula erläutert und verdeutlicht. Die vollständige Fassung findet ihr hier, im veitistischen Stundenbuch.
Allgemeines
Das Klosterleben soll den Weg zu Milena öffnen und Demut und Gehorsam lehren. Daher wird allen Brüdern, vor allem denen, die schon länger im Kloster weilen und allen Ranghöheren Brüdern und Schwestern, Demut und absoluter Gehorsam entgegengebracht. Es gibt keinen privaten Besitz – Kleidung, Decken, Speisen, Werkzeuge gehören dem Kloster und werden durch den Abt und seine Helfer nach Bedarf verteilt. Dabei „soll jeder das erhalten, was er braucht“ – und das kann für einen jeden ganz verschieden sein! Immer, wenn man also etwas benötigt – ob nun Werkzeug oder Hilfsmittel um seine Aufgaben zu erledigen oder auch eine Kleinigkeit zu essen, weil der Magen sonst zu arg knurrt und die Konzentration im Officium/Gottesdienst stört - fragt man bei den entsprechenden Personen nach. In erster Linie ist das der Cellerar, oder auch der Prior oder ein älterer/ länger schon im Kloster weilender Bruder. Erst bei größeren Problemen wendet man sich direkt an den Abt. Alle achten gemeinsam darauf, dass die Regula Beneviti eingehalten wird. Andere zurechtweisen darf aber nur der Abt, eine freundliche Erinnerung der Mitbrüder an die Regula ist aber erlaubt.
Umgangsformen
Anreden | |
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Abt | Ehrwürdige/r Mutter/Vater |
Ältere Brüder (Chorbrüder/länger im Kloster) | Ehrwürdige/r Schwester/Bruder |
Jüngere Brüder (Laienbrüder) | Schwester/Bruder |
Formeln, übliche Sprüche/Antworten | |
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Aufgaben bekommen | Ich bin nicht gekommen, meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. |
Dienst im Refektorium antreten (2x) | O Milena, komm mir zu Hilfe, Herrin, eile mir zu helfen. |
Dienst im Refektorium beenden (2x) | Gepriesen bist du, Milena, du hast mir geholfen und mich getröstet. |
Lectorum-Dienst (Vorleser) (2x) | Milena, öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde. |
Tagesablauf
Der Tagesablauf wird durch die Regula Beneviti vorgegeben. Nach dem Wecken um 6 Uhr muss man nicht sofort aufstehen, aber pünktlich zur Laudes um 7 Uhr müssen alle erscheinen. Nach der Laudes folgt das Frühstück um 8 Uhr und dann beginnt der erste Tagesdienst um 9 Uhr. Vor der Meridies um 12 Uhr hat um 11 Uhr jeder eine Stunde Recreatio, also freie Zeit um eigenen Studien und noch nicht fertigen Arbeiten nachzugehen. In dieser Zeit soll natürlich keinem Müßiggang oder gar Belustigungen gefrönt werden. Nach Meridies und dem Mittagsmahl um 13 Uhr folgt 14 Uhr die Contemplatio, die Mittagsruhe – diese Stunde ist noch deutlicher als die Recreatio still und in innerer Einkehr zu verbringen. Ein kurzer Schlaf ist aber auch erlaubt, damit die Kräfte für den weiteren Tag wieder frisch sind. Danach folgt um 15 Uhr der Nachtmittagsdienst, um 18 Uhr die Vesper und 19 Uhr das Abendbrot. Zum Abenddienst um 20 Uhr werden nur wenige Aufgaben verteilt, viele nutzen die Zeit um sich in den Chorgesängen, dem Heilen, Gärtnern und allen anderen Arbeiten zu üben. Die frühe Nachtruhe beginnt um 22:30 Uhr. Nach kurzer Ruhezeit begeben sich alle zu den Vigilien um Mitternacht und gehen 1 Uhr mit der strengen Nachtruhe zu Bett. Officium, Bruderbeichte und Aufgabenverteilung Das Officium feiern alle nach der Regula Beneviti gemeinsam, bis auf jene, die schwere Buße tun müssen. Es ist eine große Ehre, als Vorsänger, Vorleser oder sogar für die Predigt ausgewählt zu werden. Nach dem Officium bei Laudes und Vesper folgt die Bruderbeichte. Hier hat jeder Sünder die Gelegenheit, seine Vergehen zu beichten, um Verzeihung zu bitten und seine Strafe entgegenzunehmen. Wenn jedoch ein Sünder so weit abgekommen ist vom rechten Pfad, dass er selbst es nicht schafft, seine Vergehen zu beichten, so müssen ihm seine Brüder auf den rechten Pfad zurückhelfen. Dann meldet ein Bruder, dass sündiges Verhalten beobachtet wurde, beschreibt es und bittet den Sünder, doch selbst vorzutreten. Erst wenn dieser sich noch immer weigert, die Schuld anzuerkennen, benennt der hilfreiche Bruder den Sünder. Diesem wird der Abt seine gebührende Strafe auferlegen. Nach jedem Officium verkündet der Abt, wie er es für richtig hält, wichtige Neuigkeiten und verteilt die Aufgaben für den nächsten Dienst. Diejenigen, die die Mahlzeiten vorbereiten, dürfen das Officium eher verlassen, damit das Essen auch rechtzeitig für alle bereit steht. Zu den Aufgaben und Dienste gehören allgemeine Tätigkeiten wie Kochen, Aufräumen und Putzen, der Dienst in der Krankenpflege mit allen Vorbereitungen für Material und Arzneien, der Dienst im Skriptorium mit der Erstellung und Niederschrift von Dokumenten und Briefen, die Betreuung von Gästen, die Arbeit im Klostergarten etc.
Mahlzeiten
Der Abt sitzt am hohen Tisch und bittet Gäste, Pilger oder Brüder, die sich besonders hervor getan haben, zu sich. Alle anderen essen zusammen an den gemeinen Tischen. Die Mahlzeit wird vom Abt eröffnet. Das Essen wird ganz nach Bedarf an die Brüder ausgeteilt. Während des Essens schweigen alle und lauschen den Lesungen der Regula Beneviti. Wenn man noch etwas benötigt, gibt man still ein Zeichen und reicht auch anderen, was sie brauchen. Wer Buße tut, darf nicht am gemeinsamen Mahl teilnehmen und muss allein abseits sitzen. Der Vorleser darf vor der Mahlzeit ein Glas Wein zur Stärkung nehmen und isst danach in der Küche, wie auch die Büßer.
Klosterstruktur und Begriffe
Position | Beschreibung |
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Abt | Vorsteher des Klosters, Absoluter Herrscher über alle Klosterangehörigen |
Prior Spiritualis | Rechte Hand des Abtes und Verwalter des Klosters, Kümmert sich um die praktischen Belange und organisiert den Alltag |
Prior Medicarum | Verwalter der Heiler und Vorsteher der Apotheke und der Krankenräume |
Cellerar | Kümmert sich um die Buchhaltung und verwaltet die Ausgabe von Vorräten, Gerät, etc. |
Chorbrüder | Betätigen sich vor allem im geistlichen Bereich, bekleiden größtenteils die wichtigen Positionen |
Laienbrüder | Einfache Brüder, die insbesondere die einfachen Arbeiten ausführen müssen |
Unheilbare | Werden im Kloster gepflegt, bewegen sich aber größtenteils separat |
Aufgaben (zeitweise Position) | |
Circator (Aufseher) | Kontrollieren die Erfüllung der Dienste und die Einhaltung der Regel |
Lector (Vorleser) | Liest bei Tisch aus der Regula Beneviti |
Cantor (Vorsänger) | Vorsänger und Chorleiter, übt mit den Brüder die liturgischen Gesänge |
Delector | Bereitet die Texte für Tischlesungen und Officium vor |
Räumlichkeiten | |
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Dormitorium | Schlafsaal, Unheilbare schlafen abseits oder getrennt, Ältere schlafen zwischen den Jüngeren um Ordnung zu halten |
Refektorium | Speisesaal mit hohem Tisch für den Abt und gemeinen Tischen für alle anderen |
Oratorium | Raum für das Officium, Andacht und Gebet |
Abtklausur | Amtsstube des Abtes |
Skriptorium | Schreibstube |
Infirmarium | Krankenräume |
Laboratorium | Apotheke und Räume für die Herstellung von Arzneien |
Klausur | Kreuzgang bzw. Innenhof mit Klostergarten und ggf. Werkstätten und Arbeitsbereichen |
Aufnahme von Gästen
Gäste werden mit einem „Dank sei Milena“ an der Pforte empfangen. Sie werden nach ihrer Ankunft vom Abt oder einem älteren Bruder empfangen, der mit ihnen gemeinsam betet und anschließend den Friedenskuss tauscht. Ein älterer Bruder sitzt mit den Gästen während ihres Aufenthaltes zusammen und erbaut sie mit heiligen Texten.