dialoge

Dialoge

Milena ließ in Ihrer Weisheit all jene zu sich kommen, die Fragen in ihren Herzen trugen. Und Sie wies keinen ab, und ließ sie alle ein. Und die Scholastiker schrieben Ihre Antworten nieder, und teilten sie in 4 Bücher, und alle trugen die Weisheit in ihrer Seele.

Und es kam einer, der war voller Zweifel, seine Bemühungen um einen Platz zu Seinen Füßen reichten nicht aus. Seine Knie waren wund von Nächten des Gebets, und er war dürr, weil er der Gram seinen Bauch verschlossen hatte, und sein Haar war wirr und seine Zunge träge. Doch Milena hob ihn auf, und küsste seine Stirne, und tröstete ihn.
Und Milena sprach:
Wenn einer auf die Welt kommt, dann ist er noch ganz rein. Und auf dem Weg des Lebens wird er Schatten suchen unter einer Eiche, die neben dem Weg steht. Der Weg, das bin ich, aber den Schatten, den wirft der Fünfgeschwänzte. Ein jeder wird einst einen Schritt machen links oder rechts des Weges ins Himmelreich, und Schatten suchen oder einer verführerischen Frucht nachjagen. Und doch, wenn er bereut, und wenn er stets in seinem Herzen den Weg wieder sucht, und ihn nicht in seiner Seele hinter sich lässt, der wird den Weg auch stets wieder finden, und den wird der Weg auch zu Ihm führen. Wer jedoch abkommt vom Weg, und wen die Schritte lenken für immer fern des Wegs, der wird landen in der Höllenküche und der ewigen Verdammnis anheim fallen. Und so sage ich euch: Meidet die Sünde, und ihr werdet schreiten in der Mitte des Wegs.

Ein junger, der noch viel Zeit in seinem Leben vor sich hatte, trat an Milena heran. Er machte sich große Sorge, ob in seiner Lebensspanne noch das Ende der Welt käme.

Milena sprach:
Das Ende der Welt ist noch viele Menschenalter entfernt. Ihr werdet es erkennen an Leid und Katastrophen, in denen die letzten Zweifaltigen geprüft werden. Die letzten Toten werden aufgeteilt werden zwischen den Heerscharen des Himmelreichs und der Höllenküche. Ich will euch sagen, was ich einst sah. Es war das Bild vom Ende der Welt, wie es sich beim Blick durch die Wolken meinem Blick darbot.
Der Fünfgeschwänzte peitschte mit seinen fünf Schwänzen die Erde. Und wo die Spitzen in den Boden eindrangen, brachen fünf Klüfte auf, und aus ihnen brachen die Flammen der Höllenküche. Und wo die Flammen sich teilten, spieen sie aus jeder Kluft einen Teufel aus, und Heerscharen folgten ihnen nach.
Und aus der ersten Kluft stieg ein Wesen, wie eine nackter Mann, doch von blauer Haut, und auf ihm geschrieben standen Flüche und Lästerungen Milenas, doch die Schrift war nicht die der Menschen. Und sein Schatten hatte Gestalt, und Klingen und Spitzen ragten daraus hervor. Das war der Teufel des Hochmuts.
Und aus der zweiten Kluft stieg einer, gehüllt in Leder und Stahl, und von seinem Antlitz troff Blut. Und in den Flammen hinter ihm regten sich seine Heerscharen. Das war der Teufel des Zorns.
Und aus der dritten Kluft stieg eine Gestalt, die war geschuppt wie eine Schlange, und an ihren Bewegungen war nichts irdisches. Und der Gestalt folgten andere Gestalten, und auch an ihnen war nichts irdisches. Das war der Teufel der Habgier.
Und aus der vierten Kluft stieg ein Weib, auf dem Kopf Hörner tragend wie ein Tier, gekleidet in Fetzen von Haut, und darunter nackt und bloß. Und sie leckte sich die Lippen, und aus den Scharen hinter ihr drang Stöhnen und Seufzen. Und das war der Teufel der Maßlosigkeit.
Und aus der fünften Kluft stieg einer, gekleidet in weite Gewänder, und sein Schritt war lautlos, und es schien, als bewege er sich ohne Regung des Körpers fort. In seiner Hand schwang er eine Sichel, die Untätigen zu ernten. Und ihm folgte eine Schar, die war gar schrecklich anzusehen. Und das war der Teufel der Trägheit.

Und es kam einer zu ihr, der hatte einen großen Hof am Rande eines tiefen Waldes. Und häufig war es, dass Reisende an sein Tor klopften, denn vor dem Weg durch den Wald wollten viele noch einmal rasten, oder sie waren bereits hindurch und erschöpft, denn im Wald lauerten viele Gefahren. Und nun war der Krieger unwillig, denn er wollte sein Brot und sein Bier nicht mehr teilen. Und Milena wog ihr Haupt, und hieß ihn Platz nehmen.
Und Milena sprach:
Wann immer einer an deine Türe klopfet, so lasse ihn ein und gebe ihm ein Lager aus Stroh, und eine Decke, und gebe ihm Trank und Speise. Und wenn an einem Tag zehn klopfen, so versorge einen jeden. Doch auch die Reisenden seien gemahnt: Wenn ihr an eine Hütte kommt, und wer darinnen wohnt, ist ärmer als ihr, so teilt euer eigenes Brot mit ihm, und wenn ihr geht, so lasst eine von euren eigenen Decken bei ihm. Denn wenn ihr heute dem Armen helft, so wird euch morgen der Reiche helfen.

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  • Zuletzt geändert: 31.05.2022 16:50
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