Das Herzogtum Dobran
Wenn die Stadt der Sieben Türme das Herz des Fürstentums ist, so ist das Herzogtum Dobran gewissermaßen der Brustkorb, denn es bewahrt unsere Hauptstadt in seiner Mitte.
Sich im Herzogtum und auch in der Stadt Dobran zu bewegen, ist für einen Mann Gottes ein wahres Vergnügen. Allerorten zieht die Landbevölkerung den Hut oder die Mütze, und die Kleinsten kommen, um sich die Freisprechung zu erbitten und Geschichten aus Ihrem Leben zu hören. Die Adligen, auf deren breiten Schultern der Schutz des Herzogtums und seiner Bewohner ruht, die Herren und die Lehnsleute, sie alle achten und fürchten den rechten Glauben. Die besten Ritter des Fürstentums kommen aus diesem fruchtbaren Land, das schon ein Hort des Glaubens und der Gerechtigkeit war, bevor wir mit der Schrift begannen. In dieses Herzogtums kennt jeder seinen rechten Platz, seine Rechte, aber auch seine Pflichten. Die Knechte dienen den Bauern, die Bauern dienen ihrem Pachtherren, die Pachtherren ihren Lehnsgebern, die Lehnsgeber wiederum dem Herzog Friedrich von Dobran und seinem engsten Kreis. Und anders herum kann sich jeder auf den Schutz seines Höhergestellten berufen.
Wie könnte es anders sein, unsere heilige zweifaltige Kirche besitzt hier, wo sie die treuesten Anhänger hat, auch den größten Einfluss. Das Kirchengericht befindet sich im Dobraner Kloster, und Seine Exzellenz Nepomuk, der Erzbischof, der im Münster predigt, leitet alle seine Schäfchen im gesamten Fürstentum. Auch die, die unseren Glauben mit Feuer und Schwert verteidigen und die Ketzerei auszumerzen suchen, nämlich die Brüder des Ordens der einen Wahrheit, haben hier ihre Heimat. Die Kirche wäre ohne sie schon lange untergegangen, durch zerstörerische Einflüsse von innen wie von außen. Fürst Borwin hält sie im Zaume, da sie oft etwas übereifrig sind, ist sich ihrer Notwendigkeit aber wohl bewusst.
Wenige Tagesreisen nach Westen betrete ich bereits ein anderes Herzogtum. Von mir wird Wegzoll gefordert, welche Unverschämtheit! Nur meiner guten Ausbildung als Prediger verdanke ich es, dass ich diese barbarischen Nordleute in ihre Schranken verweisen konnte!